2012/02/20

Kuniyoshi - Spectacular Ukiyo-e Imagination

Zum 150sten Todesjahr des Ukiyo-e (jap. Holzschnitt) Künstlers Utagawa Kuniyoshi (歌川国芳, 1798-1861)  konnte man in der Mori Arts Center Gallery in Roppongi vom 17. Dez. 2011 bis zum 12. Feber 2012 ausgewählte Werke des Blockdruck-Meisters aus der Edo-Zeit bewundern.

Kuniyoshi - Spectacular Ukiyo-e Imagionation
Die Kuniyoshi Ausstellung, unter dem englischsprachigen Titel Kuniyoshi - Spectacular Ukiyo-e Imagination wurde in zwei Teile aufgegliedert, wobei ich leider den ersten Teil (17.12.2011-17.1.2012) verpasst hatte. Anfang Feber kam jedoch eine Freundin aus Wien zu Forschungszwecken nach Japan und da war es nur geradzu passend, dass sie 1) ein großer Fan von Kuniyoshi ist und 2) über Ukiyo-e forscht. :D Also hatte ich die Gelegenheit, mit einem Experten verschiedene Ukiyo-e Museen zu besuchen und hab auch einiges dabei gelernt.

Unsere erste gemeinsame Station war nun die Ausstellung zu Kuniyoshi. 
Roppongi - im Hintergrund der Roppongi Hills Mori Tower
Ich bin nicht gerne in Roppongi und auch dieses Mal war es leider eine Qual für mich, dorthin zu kommen. Aber um Original-Drucke des "ultimativen Grafikers der Edo-Zeit" - so wurde Kuniyoshi vom Kurator der Ausstellung bezeichnet - zu sehen, wagt man doch auch ein kleines Abenteuer. Selbst bis nach Roppongi. Das eigentliche Abenteuer war die Frage, ob ich denn überhaupt zu meiner Freundin finden würde - da sie kein Handy in Japan hat und "treffen in Japan ohne Handy" nicht einmal in der Theorie stand hält. 


Wir haben uns aber gefunden und kamen in den Genuss einer tollen Ausstellung! Allerdings... allerdings waren unglaublich viele Besucher da - und das für einen Freitag Vormittag! An der Kasse im 3. Stock des Mori Towers gab es noch keine Schlange, aber dann, nachdem man mit dem Lift in den 52. Stock hochgedüst war, schlängelten sich schon unzählige Kuniyoshi-Fans vor den Bildern. 
Im Garten der Roppongi Hills - eine Riesenspinne

Da ich leider Teil 1 der Ausstellung verpasst hatte, hatte ich überhaupt keine Vorstellung, welche Dimension diese Ausstellung insgesamt annehmen würde. Nach den ersten beiden Räumen dachten wir, das wär's jetzt langsam mal gewesen, aber es kam mehr und mehr und noch mehr! Insgesamt 9 Kategorien (zB Krieger, Schönheiten, Tiere, Landschaften etc) von Holzdrucken Kuniyoshis konnten wir abgehen, bis uns beinahe die Füße abfielen. 
 

Ein Selbstportrait Kuniyoshis
Meine Freundin hat mir dabei viel erklärt, so dass ich jetzt ein wenig mehr Ahnung von Ukiyo-e habe, als zuvor. :P Am interessantesten war die Geschichte mit Kuniyoshis Siegel. Auf älteren Drucken verwendete er das Siegel der Utagawa Schule (ein roter runder Kreis), nach dem Bruch mit der Schule bzw. Streitigkeiten etablierte Kuniyoshi jedoch sein eigenes Siegel in Form einer Blume. 

  Auch auf vielen Bildern ist Kuniyoshi zwar abgebildet, aber er zeichnet nie sein Gesicht. Entweder wendet er dem Betrachter den Rücken zu, oder ein Blatt Papier flattert zufälligerweise vorbei und verdeckt sein Gesicht. Die Blume, die sein Siegel ziert, befindet sich entweder als Muster auf seiner Kleidung oder auf einem Fächer und identifiziert so den Meister selbst. 

Auch ist er meistens von Katzen umgeben. Kuniyoshi war ein irrsinnig großer Katzenfan und ein Bild von seinem Schüler, welches die Werkstatt Kuniyoshis mit seinen Schülern zeigte, zeigt den Meister umgeben von emsigen Schülern und unheimlich vielen Katzen, die frei herumtollen. 

Die Hexe Takashiya und das Skelett - von Kuniyoshi
Ein Schüler von Kuniyoshi war Yoshitoshi, dessen mysteriös und auch unheimlich gestaltete Drucke ich persönlich sehr gerne habe.

Setsubun - 節分
Nach dem Besuch der Ausstellung waren wir recht erschöpft, immerhin wirkten da so viele Bilder auf uns ein! Deswegen war ein Spaziergang nach Asabu-jûban, die nächste Station neben Roppongi, ziemlich angebracht. Dort gibt es einen tollen Soba-Laden und ich hab meine Freundin auf eine Portion Tendon-Soba eingeladen. Als wir dort gemütlich Soba essen wollten, meinte ein kleiner Junge, dass er mich als neue Mama (?) adoptieren würde und wollte mich gar nicht mehr loslassen, obwohl ihn seine echte Mama wegzerren wollte. Nach der kurzen Verhinderung des Soba-Verzehrs wurde erneut unsere Aufmerksamkeit von den Nudeln abgelenkt. Draußen auf der Straße wurde ein Matsuri gefeiert!

Vom Restaurant aus gesehen - Kinder verfolgen einen als Teufel verkleideten Mann
(auch die Bauarbeiter fotografieren begeistert das Spektakel!)
Setsubun! Das all-neujährliche Bohnen-werfen, um die Teufel und Dämonen auszutreiben! Ich hatte dieses Event vom 3.2. ganz vergessen! Aber wir konnten vom Restaurant aus zusehen, wie ein Matsuri Wagen mit einer Ladung musizierender Opas vorbeizog und dahinter eine Hunderschaft an mit Bohnen bewaffneten Kindern, die ein paar Männer, die sich als Oni (Teufel) verkleidet hatten, vor sich herjagten. Oder eher schlenderten. 
Dieser Brauch erinnert mich ein wenig an den "Frisch und Gsund" Brauch in Österreich. Da dürfen auch Kinder Erwachsene mit der Rute schlagen. :P In Japan bewerfen sie die Erwachsenen (Teufel) halt mit Bohnen. :P
Setsubun in Asabu-jûban
Wir haben dem Treiben ein wenig zugesehen und spazierten dann zur Tokyo Metropolitan Central Library, wo meine Freundin noch drei Blockdrucke für ihre Forschung entdeckte. Am Abend gings dann nach Shibuya, wo sich dann mein Freund uns anschloss und wir gemeinsam in einen Izakaya gingen. 

War wirklich ein stressiger, aber total schöner Tag. Viel Kultur-Input und leckeres Essen. So mag ich Japan. 

 Weitere Bilder:

Setsubun und Matsuri-Wagen in Asabu-jûban
Blick auf den Tokyo Tower von den Roppongi Hills aus -
Erkennt man die verbogene Spitze des Tokyo Towers?
Durch das Erdbeben vom 3.11. letzten Jahres verbog sich die Turmspitze ein wenig
(aber man erkennt es auf diesem Bild nicht richtig)


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