2014/08/17

O-Bon in Tateyama

Über die O-Bon-Feiertage sind wir mit Hund und Kegel nach Tateyama, zu einem Onkel meines Freundes gefahren. 

Eine der Hauskatzen, Sakura

Die Katzen des Onkels waren über den hundischen Besuch überhaupt nicht erfreut, vor allem Tora hat seinen Unmut laut Kund getan, so heftig, dass er beim Maulen sabberte. XD 


Ansonsten war es sehr gemütlich, obwohl der Onkel keine Klimaanlage hat, war es (mir & dem Hund) nicht zu heiß. In Tateyama geht ständig ein kühler Wind vom Meer her und so war es auch nicht so extrem schwül, kommt mir vor. Auch das Wetter war die ganze Zeit über freundlich und angenehm. 

Tora war überhaupt nicht begeistert
Wir haben den obligatorischen Grabbesuch absolviert, wobei der Hund auch auf den Friedhof mit durfte und sich gleich mal vor dem Grab in den Sand gelegt und geschlafen hat. Der Onkel hat uns dann die ganze Familiengeschichte bis zum Ururur(??)großvater hin erzählt. Das war ziemlich interessant, vor allem die innerfamiliären Konflikte in Bezug auf das "Haupthaus" und "Nebenhaus". Dann hat er uns noch Fotos von den Urgroßeltern und seinen Eltern gezeigt. Mein Freund meinte immer, er sieht wie sein Großvater aus - leider nein. Sein Großvater war ein extrem fescher Mann - ich hätte ein Foto von dem Foto machen sollen. :/ Auch die Urgroßmutter war total hübsch, die Schönheitsgene sind wohl alle von ihr ausgegangen. XD

Feines japanisches Wohnzimmer
 Am 15.8. waren wir dann bei der O-Bon-Feier im Tempel, der dem Jôdô-shinshû Buddhismus angehört. Da war ich schön nervös, weil ich nicht wusste, wie ich  mich korrekt verhalten soll. Die Leute, die vom letzten O-Bon bis zum jetzigen O-Bon den Verlust eines Familienmitgliedes zu beklagen haben, haben sich alle aufgereiht um Kerzen anzuzünden. Was mich am meisten verwunderte war, dass alles nicht streng und formell von statten ging, sondern die Leute, die sich anstellten, lachten und quatschten miteinander und die anderen die einfach so da waren quatschten auch lauthals (vor allem die Omas). Als ich den Onkel gefragt habe, ob das ok ist, meinte er, dass das ok ist. 
Während des Gebets (oder Gebetsliedes...) sind dann alle der Reihe nach aufgestanden und haben Räucherwerk vor dem Altar geopfert. Ich wusste auch nicht wie man das richtig machen soll, weil alle das irgendwie gemacht haben. Vor dem kleinen Altar mit dem Räucherwerk einmal Hände falten, dann eine Fingerspitze Räucherwerk nehmen und zu dem brennenden Räucherwerk werfen, noch einmal Hände falten. Oder vor dem Reinwerfen an die Stirn halten oder oder .... Das ist auch irgendwie frei und jeder kann machen wie er will, also alles nicht so streng. 

Reisfelder
Nach dem Tempelbesuch ist ein Bekannter von dem Onkel zu uns gestoßen, der zu den Ureinwohnern Japans, den Ainu gehört und er hat die ganze Zeit irrsinnig viel erzählt. Eine Nachbarin ist auch gekommen und hat Essen gebracht und zugehört. Und der Bekannte vom Onkel hat erzählt und erzählt und erzählt! Stundenlang! Es war wirklich total interessant! Obwohl, alles was er erzählt hat, kann ich hier in Details nicht wiedergeben, das wäre zu lang XD

Sumi hat es sich vor der Tokonoma bequem gemacht
Ganz kurz das Wichtigste. Die meisten Japaner glauben, dass die Ainus nur in Hokkaido lebten, aber das stimmt nicht. Sie waren früher in ganz Japan heimisch (der Bekannte meint auch, dass viele Ortsnamen in Chiba von der Ainu-Sprache abstammen, so wie Kisaratsu etc) und wurden nach und nach in den Norden gedrängt. Das ist auch, was ich wusste, jedoch hat es mich so sehr gewundert, dass normale Japaner das alles nicht wissen. Nachdem die Ainu immer weiter zurückgedrängt und gezwungen wurden, sich zu assimilieren, gibt es kaum noch Ainu, die ihre ursprüngliche Sprache sprechen. Auch seine Eltern sprechen kein Wort Ainu-Sprache, und er hat es sich selbst beigebracht. 
Exotische Blumen vor dem Reisfeld
Die Ainu-Sprache ist mit der ursprünglichen Sprache in Okinawa sehr stark verwandt. Das interessanteste ist, dass es in beiden Sprachen kein Wort für "Krieg" gibt. Auch hatten beide Volksgruppen (Ainu und Ryukyu) keine kriegsfähigen Waffen, weswegen sie dann unterworfen wurden. Beide hatten auch keine Schrift, weil alle Erzählungen und Gedichte über mündliche Überlieferungen stattfanden. Und da sie ua keine Schrift hatten, wurden sie oft von oben herab behandelt. 

Tora
 Eine Schrift zu benötigen bedeutet ja, dass man jemanden beherrschen will. Dh, seine eigene Geschichte oder Kultur (zB das Kojiki oder Manyoshu) soll jemanden näher gebracht werden, der das nicht kennt. (Das gleiche gilt für die Bibel und andere heilige Schriften, die ja zum Missionieren verwendet werden) Und genaue Gesetze erfordern auch eine Schrift, zB wenn man seinen Wirkunsraum weit ausdehnen möchte, der auch Menschen inkludiert, die mit diesen Gesetzen eigentlich nicht vertraut sind.
Wir haben von dem Bekannten auch ein Buch mit Legenden der Ainus ausgeborgt bekommen, das ist auch sehr interessant. Da die Ainu keine Schrift haben, kann die Aussprache nicht wirklich korrekt wiedergegeben werden. Es steht vieles in Katakana und lateinischer Schrift plus japanischer Übersetzung geschrieben. 

Auf jeden Fall ist das ein sehr interessantes Thema, mit dem ich mich auch mal näher beschäftigen möchte.

Sakura (hinten) & Tora (vorne)
*(^-^)*
Die Katzen verstecken sich vor dem Hund auf dem buddh. Altar
Fuji-san von Tateyama aus gesehen (stark bearbeitet, damit man ihn überhaupt sieht XD)
Sumi, wieder mal vor der Burg Tateyama
Frühstück ^^
Sumi im Garten

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